Für Liah war endlich Tag 0 am vergangenen Mittwoch – Sie bekam ihr überlebenswichtiges Knochenmark! Über Ihren Spender wissen wir aus Datenschutzgründen nicht viel, außer dass er aus Großbritannien kommt und 29 Jahre alt ist.
Jedoch kennen wir Fabian Gradl, er ist 21 Jahre jung, kommt aus dem beschaulichen Örtchen Neuzirkendorf und hat genau das schon gemacht, was Liahs Spender auch gemacht hat – nämlich Knochenmark gespendet.
Wir machten einen Termin für ein Telefoninterview, um den Regeln von Covid -19 gerecht zu werden.
Fabian ließ sich am Pfingstmontag 2015 im Sportheim Kirchenthumbach für die weltweite Datenbank registrieren. Das war damals eine ganz spontane Aktion. Wir von Hilfe für Anja e.V. hatten am Tag zuvor eine Aktion im Max-Morlock-Stadion und auf dem Heimweg kam uns die Idee, die A-Jugend des SC Kirchenthumbach am Pfingstmontag vor dem Auswärtsspiel in Etzenricht zu typisieren. Wir nahmen Kontakt auf zum Vorstand Gerhard Lindner. Der war sofort Feuer und Flamme für diese Idee. WhatsApp sei Dank - der Treffpunkt am Sportheim zum Auswärtsspiel wurde kurzer Hand um 20 Minuten nach vorne verlegt.
Auch Pater Benedikt haben wir noch gebeten, dass er den Termin am Pfingstmontag im Gottesdienst verkündet. Am Ende haben wir in der Zeit von 12.15 Uhr bis 13.15 Uhr mal nebenbei und ganz spontan 33 neue Spender aufgenommen. Darunter auch Fabian Gradl, der 4 bzw. 5 Jahre später eine entscheidende Rolle spielen darf, aber diesmal nicht auf dem grünen Rasen.
Im Januar 2019 bekam Fabian Post aus Düsseldorf, mit der Bitte, eine Blutprobe abzugeben, da er eventuell als Lebensspender in Frage kommt. Seine erste Reaktion war einfach nur Vorfreude, vielleicht jemandem helfen zu dürfen. Es dauerte danach erst mal wieder eine Weile, ehe der begeisterte Fußballer und Musiker nach Nürnberg in die Nordklinik zum Generalgesundheitscheck geladen wurde. Als dieser Check keine Beschwerlichkeiten aufzeigte, wurden ihm die Entnahmemöglichkeiten erklärt. Die Ärzte favorisierten bei ihm die etwas unpopulärere Knochenmarkentnahme. Hätte er es absolut nicht gewollt, hätte Fabian auch die periphäre Entnahme (über die Blutbahn) wählen können. „Wenn ihr Knochenmark bevorzugt, dann bekommt ihr auch Knochenmark“, so Fabian zu den Ärzten.
Fabian fragte sich natürlich immer wieder, wer sein genetischer Zwilling ist. Aus Datenschutzgründen erfuhr er bisher nur, dass es sich um ein einjähriges Kind handelt, das irgendwo in Europa lebt. Noch mehr Motivation für den jungen Prozessbetreuer gibt es wirklich nicht.
Mitte Juni 2019 musste er dann in der Nordklinik einrücken. Jeder Schritt wurde ihm genau erklärt. Am Vortag wurden noch ein paar Untersuchungen gemacht, ehe am nächsten Tag in der Früh die Narkose verabreicht wurde und aus dem Beckenkamm das Knochenmark entnommen wurde. Nach 20 Minuten war alles vorbei. Fabian blieb noch ein paar Stunden in der Klinik, ehe er mit seinen Eltern wieder nach Hause fuhr. Normal hätte er noch eine Nacht in der Klinik bleiben dürfen, aber das sah er nicht für notwendig.
Schmerzen…? „Naja ich würde lügen, wenn ich es nicht zugeben würde, die ersten 2 – 3 Tage war es schon manchmal ein sehr unangenehmer Druckschmerz und Schlappheit kam natürlich auch dazu, aber nichts, was man nicht aushalten kann“.
Nach 4 Tagen ging er auch wieder in die Arbeit. Sein Arbeitgeber, die Fa. Rogers Germany GmbH in Eschenbach, machte anstandslos mit, es gab da überhaupt keine Probleme.
Die Tage vergingen und das Jahr verging, Fabian hatte noch nichts von dem kleinen Kind gehört. Im Januar diesen Jahres fragte er mal nach und erhielt die Antwort, dass alles aktuell gut läuft. „Da war ich richtig erleichtert", so Fabian.
Umso verwunderter war er, als er Ende Februar einen Anruf bekam, ob er nochmals bereit wäre, eine zweite Spende abzugeben, diesmal Stammzellen. Der Verlauf des Kindes war dann doch nicht so zur Zufriedenheit der Ärzte und man wolle auf Nummer sicher gehen.
Fabians erster Gedanke war jetzt nicht: „Oh man nicht schon wieder!“, sondern „Oh Gott, schade dass der/die Kleine immer noch nicht ganz über den Berg ist“. Dass er sich nicht mehr zur Verfügung stellen würde, stand für ihn nie zur Debatte.
Es ging wieder nach Nürnberg zur Voruntersuchung und am 1. April diesen Jahres durfte er zum zweiten Mal ran. Diesmal wurden Stammzellen entnommen, hierbei spürte er überhaupt keine Nebenwirkungen. Nach 3 Stunden durfte er auch schon wieder nach Hause fahren. Jetzt hofft er natürlich, dass endlich dem kleinen Kind geholfen werden kann. Für Fabian ist es ein gutes Gefühl, helfen zu dürfen. „Auch wenn ich das Kind nicht kenne, man macht sich immer wieder Gedanken, wie es meinem Zwilling wohl gehen mag. Auch ein dritter Anruf wäre für mich kein Problem, da würde ich aber hoffen, dass es nicht mehr für dieses Kind wäre, sondern für einen anderen Menschen. Das kleine Kind, welches jetzt mittlerweile 1½ Jahr ist, hat jetzt endlich mal ein Anrecht auf ein unbeschwertes Leben", so Fabian, der auch Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Neuzirkendorf ist, gegenüber unserer Redaktion.
Wenn mal alles ausgestanden ist und die Kontaktsperre von 2 Jahren vorbei ist, würde er sich riesig freuen, wenn er die Familie und seinen genetischen Zwilling kennen lernen dürfte.
DANKE Fabian für Deine Bereitschaft zur Lebensspende.